Alt-Elsdorf
gekürzter Auszug aus: Elsdorf und seine Geschichte (von F. W. Noll) (1)
Hier sieht man auf der Karte des Franzosen Trachot um 1806/07, wie Elsdorfs Zentrum damals aussah. Die heutige Mittelstraße war damals die „Hauptstraße“ des Dorfes; am nördlichen Ende der Prompershof (davor 2 Teiche), am südlichen Ende die Köln-Aachener Straße (rechts oben in der Mitte die Kirche).
Beschreibung Elsdorfs:
<Beginn Zitat Noll:> „Das Dorf Elsdorf mit 2245 Einwohnern (Volkszählung 1905) liegt zu beiden Seiten der dasselbe in einer Länge von ca. 1 km durchziehenden Hauptstraße, der Köln-Aachener Bezirksstraße. Auf der Nordseite der letzteren liegt der größte und älteste Teil, während die Südseite erst in jüngster Zeit angebaut wurde. Die größere Ausbreitung auf der Nordseite erklärt sich daraus, dass hier das ursprüngliche Dorf an der alten Römerstraße Elsdorf-Rödingen, jetzt Angelsdorfer Straße lag, wo auch die Kirche nebst den beiden ältesten Grundgütern standen. Napoleon I, der zu Anfang des vorigen Jahrhundert die Landstraße Köln-Aachen auf dem Planum der schnurgeraden Römerstraße Köln-Jülich erbaute, ließ dieselbe am Ostende des Dorfes eine Schenkung nach Bergheim machen, nach N. O., vermutlich, um diesen Ort zu berühren und um den vielen Schwierigkeiten zu entgehen, welche der Straßenbau durch die Erftniederung bei Thorr etc. verursachte.
Außer der Hauptstraße, Provinzialstraße, welche in gerader Richtung den Ort der Länge nach durchzieht und im Jahre (1901) mit einem neuen Pflaster versehen wurde, finden sich folgende Straßen:
Die Buirer Straße, von der Hauptstraße nach Süden abzweigend, im Volksmunde auch Zuckerstraße genannt, da sie nach der Zuckerfabrik führt, vereinzelt noch Kuhtriel = Kuhtrift, da in früherer Zeit auf diesem Wege das Gemeindevieh auf die nach dem Bürgelwalde zu gelegende Gemeindeweide getrieben wurde. Sie ist 1899 mit einem holprigen Pflaster versehen worden.
Nach der Nordseite geht von der Hauptstraße aus im Osten anfangend die Kirchstraße, welche zur Kirche und Schule führt und auf der Mittelstraße endet. Von ihr zweigt in spitzem Winkel die Angelsdorfer Straße ab, früher der grüne Weg genannt. Es ist die alte Römerstraße nach Esch etc., mit der Kirchstraße wahrscheinlich die älteste Straße Elsdorfs. Sie ist jetzt ziemlich dicht bebaut, während an ihr von der Überschreitung der Mittelstraße an in den 70er Jahren nur 16 Häuser standen (unter Sachsenhausen).
Die Mittelstraße geht von der Hauptstraße aus in nördlicher Richtung und verläuft am nördlichen Dorfende in zwei Kommunalwege: nach Desdorf und nach Ohndorf, Ersterer Desdorfer, letzterer Bedburger Straße genannt. Sie teilt den nördlich der Hauptstraße gelegenen Dorfteil in zwei heute nicht mehr gleiche Teile. Ihr entlang läuft der überwölbte Kanal, welcher die Abwässer der Zuckerfabrik in die Erft abführt. Da wo an einzelnen Stellen Schächte auf das Wasser hinabführen, wird in der Rübenverarbeitung Zeit eine schwunghafte „Rübenstetzfischerei“ betrieben.
Dem „Driesch“ parallel zieht eine zweite Verbindung der Haupt-und Angelsdorfer Straße, dem Staatsbahngeleise entlang, die offiziell neuerdings mit dem Namen Neustraße belegt worden ist.
Die Eisenbahnstraße, eine Verbindungsstraße zwischen den beiden Bahnhöfen, ist nur an der Südseite mit Häusern bebaut. Sie trägt im Volksmund den Namen „Liemgasse“ = Leimgasse, welchen sie von den vielen früher dort wohnenden Schreinern haben soll.
Einzelne Fußpfade und Gässchen sind noch vorhanden, wie das „Schulgässchen“, das von der Hauptstraße zur alten Schule führt.
Von den genannten Dorfstraßen sind einzelne an passender Stelle durch Herrn Ortsvorsteher Schwan mit Linden bepflanzt worden. Auch die Straße nach Escherbrück wurde auf Anregung des hiesigen Bienenzuchtvereins von der Provinzialverwaltung 1898 statt der vollständig demolierten Obstbäume mit Linden angelegt.
Die vielen früher hier bestehenden Mare, kleine Weiher, sind in den letzten Jahren meist zugeschüttet und besseren Zwecken dienstbar gemacht worden.
Heute ist noch ein Weiher vor dem Prömpers-Weidenfeldhof. Die frühere Gemeindekiesgrube an der Buirer Straße hat der Direktor der Zuckerfabrik durch Anpflanzung von Gehölz und Ziersträuchern zu einem ausnehmend schönen Ziergarten umgewandelt. Auch am Westende des Dorfes, am Wege nach Reuschenberg, findet sich noch eine Kiesgrube, welche die Wasser des Flutgrabens aus der sogenannten Kaninhütte, die ehedem in die Fließ im Dorfe flossen, aufnimmt.
Der größte Teil der Wohnhäuser zu Elsdorf ist einstöckig. Es finden sich neuerdings auch viele zweistöckige und keine dreistöckigen Häuser. Der Bauanlage nach herrscht, wie aus der ganzen linken Rheinseite, der fränkische Stil vor: Wohnhaus an der Straße, daneben großes Einfahrtstor, geschlossene Hof mit Stahl, und hinten Scheune. Hinter den meisten Häusern ist ein wohlgepflegter Garten.
An öffentlichen Gebäude hat Elsdorf zwei Bahnhöfe, dass Postgebäude an der Hauptstraße, zwei Schulgebäude, dass eine an der Mittelstraße mit zwei Klassen, das andere an der Kirchstraße, 1836 erbaut, mit vier Klassen. An Ersteres ist das Gemeindehaus mit einem Versammlungslokal für den Gemeinderat – früher lokal der landwirtschaftlichen Winterschule – mit Spritzenhaus und Gefängnis angebaut. – Am nordöstlichen Ende des Dorfes steht an der Kirchstraße die 1865 erbaute gotische Kirche, mit ihrem alten ehrwürdigen romanischen Turm aus dem zwölften Jahrhundert und einem herrlichen Geläute. In ihrer Nähe ist das Pastorat von einem großen Mauern eingefriedigten Garten umgeben. Die Ökonomiegebäude derselben stoßen an die Mittelstraße. An der Kirchstraße liegt die Küster Wohnung. Die Synagoge an der Hauptstraße wurde 1858 erbaut.
Außer den Geschäftsleuten, Handwerkern, Fabrikarbeitern zählt das Dorf noch eine Anzahl Landwirte, welche ihren Besitz mit einem Ochsen oder einem oder zwei Pferden beackern. Größer ist nur das Weidenfeld’sche Gut mit ca. 150 Morgen, Reuschenberg und Neuenhof, auch „Buere Wellmut“ genannt. Die im Nordosten sich anschließende Gemeinde Apartehöfe, welche der Schulgemeinde Elsdorf einverleibt ist, besteht aus größeren Grundbesitzern: Haus Brockendorf, Desdorf mit vier Häusern und Ohndorf.
Hausinschriften
Die alten Fachwandhäuser mit langem Dach und geweißten Wänden, die mit dem Giebel an die Straße stießen und einen seitlichen Toreingang hatten, werden immer seltener. Die ältesten derselben weisen das hohe Alter von fast 200 Jahren auf, wie nachstehende Inschriften auf den Balken folgende Häuser beweisen:
Haus Nr. 195 Mittelstraße:
„Gelobt sei Jesus Christus!
Hier steh ich in Gottes Hand
Er schütze mich vor Feuer und Brand.“
Johann Hamecher, Irmgard Kemmerling 1769.
Haus Nr. 331 ebendaselbst:
„Gelobt sei Jesus Christus!
Anno 1710, den 18. Aprillis. Vivat!
Gott bewahre dieses Haus vor
Feuer und Brand.“
<Ende Zitat Noll>
[1] Mehrteilige Artikelserie in: Bergheimer Zeitung, Druck und Verlag von J. Heinrich Nachf., Bergheim, 75. Jahrgang 1907, im: Kreisarchiv Bergheim, Abschrift: Wolfgang Ketzler (in aktueller Rechtschreibung)
[2] Die Ansichtskarten wurden dankenswerterweise bereitgestellt vom Museumsverein Elsdorf und dem Stadtarchiv Elsdorf
[4] Hubert Holz, eigene Aussage Juli 2019